Vor gut einem Jahr, im März 2015, erschien in der ZEIT ein Artikel des Kunstwissenschaftlers Prof. Dr. Wolfgang Ullrich mit dem Titel „Stoppt die Banalisierung“ zum Thema Museumspädagogik in Kunstmuseen. Ich bin erst vor wenigen Tagen über ein Blog darauf aufmerksam geworden. In einem anderen Blog antwortete Lisa-Katharina Förster mit dem interessanten Artikel „Wem gehört die Kunst?“, zu dem es dann eine rege Diskussion gab, an der sich auch Ullrich beteiligte.
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Kunst der Massen, Kunst der Eliten
Ein Unbehagen geht um im gehobenen Bildungsbürgertum. In den Bibliotheken wird darüber gesprochen, ein Flüstern in Lese- und Musikzimmern, lautstarke Proteste in den Westkurven der Museums-Cafés, Diskussionen während einer Vernissage. Überall scheint er gegenwärtig zu sein, der Geschmacksgulag der Massen: Leonardos Gioconda auf Untersetzern für Schnapsgläser, Raffaels sixtinische Putten auf Schanayas Schlabberlätzchen, Impressionisten auf den Skatkarten der Dorfkneipe, Picassos blauer Harlekin auf dem Gäste-WC der Reingungskraft und alles zusammen sogar direkt innerhalb der heiligen Hallen im Museumsshop! Ganz zu schweigen von der Gossifizierung der Kunst bei IKEA und in den Baumärkten, Meisterwerke und Müll gemeinsam in einem Regal. Im Fernsehen wartet gar der Leibhaftige mit Minipli höchstersönlich auf die armen Seelen, Bob Ross als Endloswiederholung in Farbe, und so etwas hätte es früher ja nicht gegeben.
Was sich hier – etwas unfair, das ist wahr – wie die übertriebene Darstellung eines narzistisch gewürzten Hochmuts liest, beruht auf dem verbreiteten Unverständnis kulturell gebildeter Menschen gegenüber den unterschiedlichen Auffassungen zum Begriff Kunst innerhalb der Gesellschaft.